Als (Hobby-)Fotograf sieht man sich früher oder später mit der Situation konfrontiert, dass die eigens fotografierten und evtl. bearbeiteten Bilder geklaut und zweckentfremdet werden. Was kann man dagegen tun?
1. Wasserzeichen auf Fotos – Grundlagen
Eine Möglichkeit des Schutzes der eigenen Bilder sind Wasserzeichen. Der ursprüngliche Sinn eines Wasserzeichens war bzw. ist es Papier durch unterschiedliche Papierstärken so zu kennzeichnen, dass Initialen mittels Lichtdurchlass erkennbar werden. Heute ist es z.B. ein Sicherheitsmerkmal bei Banknoten und Briefmarken.
Bei digitalen Medien nimmt das Wasserzeichen meist Form eines transparenten und farblosen Schriftzuges oder Logos an.
Der Sinn des Wasserzeichens ist es also seine Bilder gegen Diebstahl zu schützen. Das Prinzip ist gut, nur in der Praxis sind Wasserzeichen je nach Motiv relativ leicht zu umgehen. Durch einfachste Bildbearbeitungen wie Änderungen der Bildgröße, des Ausschnittes oder des Kontrastes ist das Zeichen nicht mehr vorhanden. Wer sich gut mit Bildbearbeitung auskennt, kann sogar Wasserzeichen die groß und in der Bildmitte sind entfernen. Das heißt einen perfekten Schutz gibt es nicht. Wasserzeichen sind sozusagen ein Schutz gegen Gelegenheitsdiebe. Die Profidiebe kann man damit nicht abhalten.
Ähnlich verhält es sich bezüglich des Urheberrechts. Grundsätzlich unterliegen alle Fotos (nach Deutschem Recht) dem Urheberrecht und genießen damit auch Urheberschutz. Sprich ab dem Moment der Aufnahme hast du alle Rechte an deinem Foto. Niemand sonst. Ausnahme: Du erlaubst die Verwendung. Also anders formuliert: Du brauchst KEIN Wasserzeichen aufs Foto zu machen und hast trotzdem Urheberschutz!
Sobald wir ins Internet sehen, wissen nach wie vor viele Internetnutzer nicht, dass sie sich bei Missachtung des Urheberrechts strafbar machen. Zusätzlich gibt es Länder, die ein anderes Rechtssystem haben wie Deutschland. Manche Länder haben gar kein Urheberrecht, sprich man darf kopieren wie man will. Da es viele Nutzer aus solchen Ländern gibt, ist es auch für Deutsche Nutzer sinnvoll ein Wasserzeichen zu verwenden.
Ein relativ nützlicher Nebeneffekt des Wasserzeichens ist die Werbung für den Fotografen durch das Wasserzeichen. Durch wiederholte Kontakte mit dem Logo oder dem Namen des Fotografen ist ein Wiedererkennungswert gegeben. Das Problem hierbei ist allerdings, dass das viele Logo allein nicht aussagekräftig genug sind. Ich empfehle eine Kombination aus Logo+Name.
2. WANN setze ich also ein Wasserzeichen ein?
In folgenden Fällen nie:
Bei Printprodukten macht das Wasserzeichen weniger Sinn. Da man den Druck selbst nicht so leicht stehlen kann. Im Zeitalter von Smartphones mit super Kamera, könnte ich hier aber auch genügend Argumente finden DOCH ein Wasserzeichen auf jeden Druck zu machen.
Auch im gedruckten und digitalen Portfolio und bei Fotowettbewerben sollten auf keinen Fall Wasserzeichen verwendet werden. Sie verschandeln nur unnötig das Bild und stören den Betrachter. Außerdem führen Wasserzeichen bei Wettbewerben in nahezu allen Fällen zum Ausschluss. Lies in jedem Fall die Bedingungen des Wettbewerbs.
Hier bin ich gemischter Meinung:
Ähnlich ist es bei der eigenen Website. Natürlich wäre ein Schutz der eigenen Bilder sinnvoll. Trotzdem überwiegt für mich das Argument, dass das Wasserzeichen vom eigentlichen Bild ablenkt. Auf deiner Webseite ist vermutlich schon dein Logo irgendwo integriert. Somit ist klar wer der Urheber ist. Ein Gegenargument hierzu wäre die Google Bildersuche. Schließlich kann man ohne deine Webseite zu sehen das eigentliche Bild finden. Ich persönlich setze es bei meiner Webseite für Werbefotografie nicht ein. Bei Hochzeitsfotografie aber schon. Ich bin keine gespaltene Persönlichkeit 🙂 Meine Denkweise: Privatkunden sind Wasserzeichen auf Fotografenwebseiten gewöhnt. Zusätzlich verlinke ich meine Bilder auf vielen Plattformen und will so wahrgenommen werden. Bei Geschäftskunden lenkt ein Logo viel zu stark ab und es entsteht der Eindruck der Fotograf will sich in den Vordergrund drängen (vor das beauftragende Unternehmen). Das mögen die Unternehmen natürlich nicht, da sie ja für die Fotos bezahlen. Außerdem mag ich das reduzierte, da ich sehr viel Architektur fotografiere.
Hier immer:
Meiner Meinung nach sollten Wasserzeichen aber immer bei fremden Websites und insbesondere bei Online Plattformen (wie Facebook, Instagram, Pinterest, Flickr oder Google+) verwendet werden. Denn dort ist die Häufigkeit des Datenklaus am Höchsten. Oder anders ausgedrückt, dort ist es sogar gewünscht, dass möglichst viele Likes, Shares, Retweets, Repins, +1 usw. gemacht werden. Dort ist dein Lohn dein Bekanntheitssteigerung.
3. Wenn ich mich also für ein Wasserzeichen entscheide… WIE soll das Wasserzeichen dann aussehen?
Das klassische Wasserzeichen ist dezent und gerade noch lesbar. Im Idealfall lenkt es gar nicht oder zumindest kaum vom Bildinhalt ab.
Ein Entscheidungsproblem ist die Platzierung des Wasserzeichens im Bild. Platziert man es in der Mitte, überlagert es oftmals das Hauptmotiv und stört den Bildgenuss. Liegt es am Bildrand kann es einfach weggeschnitten werden. Ich halte den Bildrand für den besten Kompromiss. Ich kenne auch Fotografen, die fügen um ihr Bild einen weißen oder schwarzen Rand hinzu und schreiben dann ihren Namen und oder Logo in den Rand. Auch eine Elegante Lösung!
Eine weitere Überlegung ist, ob man seinen Namen bzw. falls vorhanden die eigene Website oder sein Logo verwendet. Ein gut gestaltetes Logo ist zwar im Normalfall verhältnismäßig klein, aber dafür hat es einen höheren Wiedererkennungswert als ein reiner Name. Mit dem Namen bzw. der Website als Wasserzeichen nimmt man einen deutlich größeren Schriftzug in Kauf, hat aber dafür einen deutlichen Verweis auf den Urheber.
Falls du ein Logo haben willst, empfehle ich ganz klar einen Designer zu beauftragen. Es sei denn du bist Grafikdesigner und kennst dich auch mit Typografie aus. Beides sind Künste für sich und mal schnell in Photoshop ein Logo machen… sieht jeder sofort ob man es kann oder nicht.
4. Wie setze ich ein Wasserzeichen in der Praxis um?
Ich persönlich nutze Lightroom (wie für fast alles, außer fürs Kaffeekochen 🙂 )dafür.
- Öffne Lightroom und gehe in die Bibliothek.
- Wähle alle Bilder aus, die das Wasserzeichen bekommen sollen.
- Klicke im Menü oben auf “Datei” > “Exportieren”. Das Tastaturkürzel lautet CMD+Shift+E (Mac) bzw. STRG+Shift+E (Windows).
- Im Dialog: Öffne den Bereich “Wasserzeichen”.
- Aktiviere die Checkbox “Wasserzeichen”.
- Klicke auf das Auswahlfeld dann auf “Wasserzeichen bearbeiten”.
- Hier ist er! Der Dialog in dem du nach Herzenslust dein Wasserzeichen konfigurieren kannst.
Du kannst z.B. reinen Text verwenden. In dem Fall empfehle ich entweder deinen Namen, Künstlernamen und oder Webseite zu verwenden. Ebenso kannst du hier dein Logo hochladen und es platzieren, skalieren und in der Deckkraft steuern. Um dein Logo hochzuladen klicke oben rechts auf “Grafik” und dann auf “wählen”. - Probiere verschiedene Einstellungen durch bis du deinen Favorit gefunden hast.
Tipp: Wende dein Wasserzeichen gleich auf eine ganze Reihe an Bildern an. Denn was auf einem Foto gutaussieht, ist auf einem anderen nicht sichtbar oder störend. Ich empfehle hier einen guten Querschnitt aus deinen Fotos zu nehmen inkl. Schwarzweiß, Panoramas, Hochformate, Querformate, stark gesättigte Fotos, etc.
5. Drei verschiedene Beispiele für Wasserzeichen in der Praxis:
Einstellungen in Lightroom: 100 Prozent Deckkraft, Position Mitte, 50 Prozent Größe. – Ich finde es abartig störend. Viiiel zu Groß und dominierend.
Einstellungen in Lightroom: 100 Prozent Deckkraft, Position Rechts unten, 30 Prozent Größe. – Ich finde die Position schon viel besser. Man kann das Bild nun betrachten ohne immer das Logo zu sehen. Ich finde es aber immer noch zu dominant…
Einstellungen in Lightroom: 60 Prozent Deckkraft, Position Rechts unten, 20 Prozent Größe. – So finde ich es akzeptabel. Viele Fotografen wählen sogar noch weniger Deckkraft und vielleicht noch einen Tick kleiner. Z.B. 40-50% Deckkraft und 10-15 Prozent Größe.
Lerne mehr zum Workflow mit Lightroom in diesem Fotoworkshop:
Wie sieht dein Wasserzeichen aus? Was waren deine Überlegungen? Oder machst du keines? Ich bin gespannt auf deine Kommentare!
2 Antworten zu “Wasserzeichen auf Fotos: Wann sollte man welche benutzen und wie sollen sie aussehen?”
Wenn man sich für die Nutzung eines Wasserzeichens entscheidet, aber gerade kein Lightroom zur Hand hat, kann man das übrigens gratis mit dem Online-Tool markyfy (http://www.markyfy.it) machen.
Danke für den Tipp Stefan. Habe das Tool gerade ausprobiert und es funktioniert 🙂 Kostenlos. Wer unterwegs schnell ein Logo auf seinem Foto braucht kann markyfy nutzen.